Vernissage „Annina“ am 20.11.2024 in Rapperswil!

Auf LovelyBooks ist von einem Pseudonym „Castorp“ eine schöne 5-Sterne-Rezension zu „Belogen, betrogen“ erschienen, die nachstehend im originalen Wortlaut zitiert wird:

Endlich konnte ich auch Kurt Studers Fortsetzungsband «Belogen, betrogen» lesen, nachdem ich die Saga eine Zeitlang nicht mehr auf dem Radar hatte (dieser zweite Band ist bereits 2021 erschienen, zum 100. Geburtstag der wahren Anna Perren). Und es hat sich gelohnt!

Gleich zur Geschichte: Johann Schlegel ist aus dem Wallis nach Flums zurückgekehrt, wo er dann auch heiratet und ein Kind bekommt. Um seine Verpflichtungen gegenüber der unehelichen Tochter im Wallis wahrnehmen zu können, macht er Schulden. Die Existenz der unehelichen Tochter hält er vor seiner Familie komplett geheim. Im Wallis geschieht genau das Gleiche unter umgekehrten Vorzeichen: Die uneheliche Tochter, Anna, wächst bei Pflegeeltern auf und wird lange im Glauben gelassen, diese seien ihre wirklichen Eltern. Erst am ersten Schultag erfährt sie, dass dem nicht so ist. Ein Kontakt zur leiblichen Mutter ist in der Folge möglich, verläuft aber wegen der geistigen Umnachtung derselben frustrierend. Umso dringender will sie nun wissen, wer ihr leiblicher Vater ist und wo er lebt. Ein möglicher Kontakt wird aber durch die Pflegeeltern vehement abgeblockt. Als Anna später heiratet und selbst Kinder hat, führt sie diese Politik diesen gegenüber fort. Sogar als die Kinder zufällig ihre leibliche Grossmutter treffen, wehrt sie sich dagegen, sie aufzuklären. Das Geheimnis über ihre wahre Abstammung nimmt sie so tatsächlich mit ins Grab. Die Familie im Sarganserland erfährt hingegen zufällig durch die Auffindung des seinerzeitigen Vertrags, den Johann unterzeichnen musste, von der unehelichen Tochter, also Halbschwester, im Wallis. Diesbezüglich kommt es zu einem speziellen «Racheakt», den ich hier nicht verraten will.

Bezüglich der Geschichte setzt Studer also nahtlos das im ersten Band Begonnene fort, wobei sich die Tragik der Geschehnisse eher noch verdichtet. Die Schwierigkeiten, die besonders Anna als uneheliches Kind im Wallis auf allen Ebenen immer wieder erfährt, und die familiären Verwicklungen und Verstrickungen sind enorm. Eigentlich zu verrückt, um wahr zu sein, aber dennoch nirgends unplausibel.

Der Gang durch die Jahrzehnte ist gut dargestellt. Man erkennt gut, wie sich das historische und gesellschaftliche Umfeld im Verlauf des 20. Jahrhunderts rasant verändert hat. Die Figuren werden älter und machen verschiedene Entwicklungen im Leben durch, doch manche Wesenszüge bleiben dabei doch immer dieselben oder verstärken sich sogar durch die gemachten Erfahrungen. Es ist im Grunde eine einfache Welt mit einfachen Leuten, die Studer in seinen Romanen beschreibt. Genau deswegen sind uns diese Menschen auch so nah. Einfache Menschen mit komplizierten Lebensumständen.

Auch sprachlich und gestalterisch knüpft der Fortsetzungsband direkt an den ersten an. Studer weicht von seinem präzisen und sorgfältigen Erzähl- und Schreibstil nirgends ab. So kommen die beiden Bände wirklich als eine Einheit daher, vom Autor (oder vom Verlag?) zweifellos auch von langer Hand genau so geplant. Genau diese sorgfältige Planung ist auch im Arrangement der ganzen familiären Ereignisse und Konflikte erkennbar. Damit ist ein flüssiger Lesegenuss garantiert. Man kann das Buch (beide Bände natürlich!) allen, die an vergleichbaren Familiensagas interessiert sind, nur empfehlen.


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